"Er opferte sein Leben für Recht und Menschenwürde"

Veröffentlicht am 21.02.2008 in Ortsverein
Kranzniederlegung am Jasper-Gedenkstein.
Kranzniederlegung am Jasper-Gedenkstein.

Mitglieder der SPD Seesen gdachten des ehemaligen Regierungschefs des Landes Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper

Dienstagnachmittag in den Mauern der Harzstadt Seesen - auch in diesem Jahr wieder war eine Abordnung Seesener Sozialdemokraten auf dem "Jasperplatz" zusammengekommen, um hier des ehemaligen Regierungschefs des Landes Braunschweig, Dr. Heinrich Jasper, zu gedenken und um an dem Gedenkstein ein Blumengebinde niederzulegen. Für den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, Dietrich Krause, unmittelbarer Anlass, noch einmal an einen Mann zu erinnern, den er als "eine bedeutende und herausragende Persönlichkeit der SPD im Land Braunschweig in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts" bezeichnete, der das Erbe von Wilhelm Bracke antrat, der am 19. Februar des Jahres 1945 völlig entkräftet im Konzentrationslager Bergen-Belsen verstarb und der damit das Schicksal tausender Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten teilte.

Seesen (poe). "Zu den geschundenen und gequälten Menschen, für die die Befreiung durch die Alliierten zu spät kam, gehörte auch Dr. Heinrich Jasper", erinnerte Dietrich Krause und stelltedamit einen Mann in den Mittelpunkt des Gedenkens, der am 21. August des Jahres 1875 in Dingelbe im Kreis Hildesheim als Sohn vermögender Eltern geboren wurde, dessen Vater in Bornhausen einen großen Wirtschaftsbetrieb besaß und der als Folge unerquicklicher Familienverhältnisse sein Elternhaus bereits im Alter von sechs Jahren verließ. Nach dem Besuch des Gymnasiums schloss er das sich anschließende Studium in München, Leipzig und Berlin anno 1901 mit den juristischen Staatsprüfungen ab. "Heinrich Jasper, dem der verstorbene Vater ein beträchtliches Vermögen hinterlassen hatte, stand mithin eine glänzende Karriere bevor", unterstrich Krause; Jasper jedoch habe sich als Rechtsanwalt in Braunschweig rasch einen Namen als "Anwalt der Benachteiligten" gemacht und darauf verzichtet, ein Leben in finanziell gesicherter Beschaulichkeit zu führen. Er habe sich vielmehr derer angenommen, die sich in wirtschaftlicher und sozialer Not befanden. Dieses Engagement habe ihn denn auch zu den Sozialdemokraten geführt.

Seesens Sozialdemokraten gedachten Dr. Heinrich Jaspers.Seesens Sozialdemokraten gedachten Dr. Heinrich Jaspers.


In den Jahren von 1903 bis 1928, so Krause weiter, habe Dr. Heinrich Jasper die SPD in der Stadtverordnetenverssammlung vertreten; zudem in den Jahren 1919 und 1920, von 1922 bis 1924 sowie von 1927 bis 1930 als braunschweigischer Ministerpräsident und von 1903 bis 1933 als Fraktionsvorsitzender im Landtag verantwortlich gezeichnet. In all diesen Jahren, so Dietrich Krause, habe er sich besonderes für die Ordnung der Staatsfinanzen, für die Verbesserung der städtischen Sozialpolitik, für die Umwandlung des Leihhauses in eine Staatsbank, für die Förderung des Wohnungsbaus sowie für die Modernisierung industrieller und gewerblicher Staatsbetriebe eingesetzt; Gleiches galt aber auch mit Blick auf den Aufbau von Wohlfahrts- und Fürsorgeeinrichtungen.

Am 9. März 1933 dann wurde Jasper von der SA-Hilfspolizei verhaftet, gefoltert und im Kreisgefängnis "Rennelberg" in sogenannte "Schutzhaft" genommen. Gefängnis und das KZ Dachau folgten. Erneut verhaftet wurde Jasper dann am 22. August 1944. Er kam zunächst in das Lager 21 in Salzgitter-Hallendorf, im September 1944 in das KZ Sachsenhausen und am 10. Februar 1945 in das KZ Bergen-Belsen, in dem ihn ein Mithäftling am 19. Februar tot vor einer Baracke im Schlamm liegend entdeckte; Dietrich Krause abschließend: "Wir gedenken heute eines Staatsmannes mit vielfältigem Wissen, einer unbestechlichen politischen Persönlichkeit und eines edlen Menschen, der sein Leben für Recht und Menschenwürde opferte".

Dieser Presseartikel erschien am 21.02.2008 im Seesener Beobachter.