Gedenkrede zum Todestag Dr. Heinrich Jasper

Veröffentlicht am 19.02.2017 in Ortsverein

Am heutigen 19. Februar 2017 jährt sich zum 72. mal der Todestag von Dr. Heinrich Jasper. Wir Sozialdemokraten wollen ihm hier und heute gemeinsam gedenken. Dr. Heinrich Jasper kam im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben. Er teilte damit das Schicksal tausender Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Wie so viele andere wurde auch er im Volksfreund-Haus in Braunschweig unmenschlich misshandelt.

Michaela Meyer trug an dieser Stelle die ihr bekannten wichtigen Stationen seines Lebens vor.

Heinrich Jasper wurde am 21. August 1875 in Dingelbe in der heutigen Gemeinde Schellerten im Landkreis Hildesheim geboren; nur wenige Jahre konnte er sich eines Elternhauses erfreuen. Sein vermögender Vater besaß in Bornhausen einen großen Wirtschaftsbetrieb.

Heinrich Jasper besuchte in Hildesheim das humanistische Gymnasium und studierte „Rechts- und Staatswissenschaften“ in München, Leipzig und Berlin. Bereits im Alter von 25 Jahren promovierte er und legte die große juristische Staatsprüfung ab. In Braunschweig ließ er sich im Jahre 1901 als Rechtsanwalt nieder.

Sein besonderes Anliegen war der Aufbau von Wohlfahrts- und Fürsorgeeinrichtungen. Durch eine Erbschaft wurde er finanziell in die Lage versetzt, sich derer anzunehmen, die sich wirtschaftlich und sozial in Not befanden. Dieses Engagement führte ihn zu den Sozialdemokraten. Bereits 1903 wurde er als sozialdemokratischer Abgeordneter in das Stadtverordnetenparlament gewählt.

Während des ersten Weltkrieges stand Dr. Heinrich Jasper als einfacher Soldat an der Front. 1918 holte der Braunschweigische Herzog Ernst-August diesen einfachen Soldaten aus dem Krieg zurück, da er in Heinrich Jasper einen gemäßigten Politiker sah, der dass Schlimmste verhindern sollte. So war Dr. Heinrich Jasper Mitglied der Nationalversammlung von 1919/20 und wirkte an der Weimarer Verfassung mit.

In den Jahren von 1918-1933 wirkte er als Fraktionsvorsitzender im Landtag, er wurde Landesminister und Ministerpräsident des Landes Braunschweig.

Dann nahm auch für ihn der Schrecken des Nationalsozialismus seinen grausamen Verlauf. Am 18.3.1933 wurde Dr. Heinrich Jasper verhaftet. Er verweigerte trotz schwerer Misshandlungen die Unterschrift für den Mandatsverzicht. Die NSDAP war nun bereits seit 1930 an der Staatsregierung beteiligt. „Schutzhaft“ bis 19.04.1933, 2 Monate später Inhaftierung im Gefängnis Rennelberg, wo er ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt bis 1935 verbleiben musste um dann in das Konzentrationslager Dachau gebracht zu werden.

1938 wurde er wieder freigelassen; aus welchen Gründen und wer dies veranlasste ist nicht bekannt. Zurück in Braunschweig musste sich Heinrich Jasper täglich bei der Gestapo melden und wurde ständig überwacht.

1944 wurde Dr. Heinrich Jasper erneut inhaftiert, wie alle sozialdemokratischen Funktionäre die noch in Freiheit waren; als Vorwand diente das Attentat auf Adolf Hitler. Dann - durch Folter und Haft gezeichnet, wurde Dr. Heinrich Jasper ins Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht.

Im Zuge der Auflösung dieses Konzentrationslagers nach Bergen-Belsen verlegt, verstarb Dr. Heinrich Jasper heute vor 72 Jahren am 19. Februar 1945. Damit ging das Leben eines Staatsmannes von umfangreichem Wissen und einer unbestechlichen Persönlichkeit unter großen Qualen zu Ende.

Wir behalten einen tapferen Sozialdemokraten und einen edlen Menschen in Erinnerung.